Kursliste Veranstaltung NachhaltigkeitsAkademie 2022

00. Orga 

Dieser Kurs ist nur für die Orgas der Veranstaltung.

01. Klima-Wandel: Was kann ICH tun? 

Wir alle spüren bereits die Folgen des Klimawandels. Die Wissenschaft ist eindeutig und beunruhigend. Doch was kann ich als einzelne Person dagegen tun? Und kann ich wirklich etwas bewirken? Dieser Kurs richtet sich an Menschen, die eine Art der inneren Unruhe bei dem Thema Klimaschutz verspüren, und den Drang haben etwas zu unternehmen, aber nicht wissen wie.

In diesem Kurs besprechen wir verschiedene Handlungsmöglichkeiten im Kampf gegen den Klimawandel: Von Plastikvermeidung, über den Wechsel zu grünem Strom, bis hin zum Klima-Aktivismus – Wir untersuchen was wirklich messbar einen Unterschied macht. Das Ziel: Deine persönliche Klima-Roadmap.

Die Kursleiterinnen: Elisabeth engagiert sich bereits seit 2013 im Bereich Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Sie arbeitet freiberuflich als Nachhaltigkeits Coach und berät Menschen und Organisationen zu effektiven Klimaschutz Maßnahmen. Kathrin lebt seit vielen Jahren bereits ein sehr bewusstes Leben, um mit der Umwelt, Mitmenschen, sowie sich selbst im Einklang zu sein. Bis Mitte 2021 hat sie an ihrem eigenen Startup im Bereich Circular Fashion gearbeitet, und orientiert sich nun in Richtung Nachhaltigkeits-Beratung um.

02. Carbon Removal – the Antropogenic Regeneration of the Atmosphere 

In diesem Kurs wollen wir uns mit Technologie befassen, die Kohlendioxid aus der Luft filtern kann. Hierzu werden die verfügbaren Technologien und relevanten Wirkprinzipien vorgestellt. Weitere Aspekte sind mögliche Standorte, die Bereitstellung der benötigten Energie und die verfügbaren Optionen zur vorübergehenden oder dauerhaften Lagerung des aus der Luft gefilterten Kohlendioxids. Auf die erwarteten Kosten, die Marktmechanismen zum Handel von Emissionszertifikaten und die notwendige Regulierung und Zertifizierung von eingelagertem Kohlendioxid wollen wir nur kurz eingehen, weiterhin noch mögliche Szenarien für die Zukunft betrachten und bei Interesse auch selbst entwickeln. Kurzreferate sind willkommen, aber nicht notwendig, da wir auch Material aus wissenschaftlichen Publikationen, Dokumentationen und Webinaren in den Kurs einbinden können.

Der Kurs versucht, weitgehend ohne komplizierte Gleichungen auszukommen und richtet sich an Teilies mit einem breiten technisch-naturwissenschaftlichem Interesse. Die Grundlagen der Verfahrenstechnik (Dampfdruck, Wärmeübergänge, Ventillatoren und Luftströme) werden aufbauend auf den physikalischen Grundlagen kurz erklärt, wobei die praktische Anwendung im Vordergrund steht.

Alexander ist Wirtschaftsingenieur, leidenschaftlicher Bastler und Erfinder. Er arbeitet aktuell bei der TUM Carbon Removal Initiative an der Entwicklung und Implementierung von Anlagen zum Filtern von Kohlendioxid aus der Luft und einer Methode zu dessen Lagerung über 100 Jahre in der Form von Trockeneis.

03. Virtuelles Wasser  

In diesem Kurs werden wir uns mit grünem, blauem und grauem virtuellem Wasser beschäftigen, klären, warum virtuelles Wasser gar nicht virtuell ist und welche Auswirkungen die Globalisierung auf regionale Wasserhaushalte haben kann. Nachdem wir uns die theoretischen Grundlagen und verschiedene Berechnungsstrategien angeeignet haben, werden wir den Wasserfußabdruck verschiedener Produkte genauer untersuchen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Saphira hat Wasserwirtschaft studiert, beschäftigt sich jetzt hauptsächlich mit Regenwasser und mag Schildkröten und Kläranlagen.

04. Wir drehen einen Nachhaltigkeitsfilm 

Im Rahmen dieses Kurses werden wir gemeinsam einen Nachhaltigkeitsfilm drehen, also ein Video, in dem wir auf die eine oder andere Form Nachhaltigkeit vermitteln wollen. Ob dies ein Sachfilm, ein Aufruf zu einer Aktion, ein handlungsbasiertes Stück, ein Musikvideo zu einem Nachhaltigkeitssong oder … wird, werden wir als Kurs gemeinsam vor der Akademie entscheiden.

Ziel ist es, dabei möglichst viele Aspekte der Filmproduktion kennenzulernen, wobei der Schwerpunkt auf den inhaltlichen, kommunikativen und „handlungsbasierten” Aspekten liegen wird. Als solches eignet sich der Kurs eher weniger, wenn man sich ausschließlich mit den technischen Seiten der Filmproduktion (Kameraführung und Einstellungen, Videoschnitt …) beschäftigen möchte, da diese vornehmlich vom Kursleiter (KL) übernommen werden — was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch Gelegenheit geben wird, sich damit auseinanderzusetzen, es wird nur eher nicht im Fokus stehen. Ziel ist eher, dass wir alle möglichst viele Aspekte mitnehmen und gemeinsam ein motivierendes oder bewegendes Video zu dem Thema erstellen, auf dass man Fähigkeiten und Motivation für zu Hause mitnimmt.

Voraussetzungen gibt es fast keine:

  • Ihr solltet vor der Aka genug Zeit haben, ein bis zwei längere Mails von eurem KL zu lesen und darauf (kurz) zu antworten und vlt. an Umfragen teilzunehmen.
  • Motivation, Lust & Laune!

Bis zur Aka!

Über den KL: Alex studiert in Bonn Physik, spielt gerne Pen&Paper und fotografiert schon ewig (und seit ein paar Jahren auch mit einem Nebengewerbe). Inzwischen hat er auch die Videographie in sein Portfolio aufgenommen; Beispiele seiner Arbeit findet man unter: acmphoto.de oder auf YouTube. Dieser Kurs soll euch hierbei ähnlich zu Alex’ Mediendesign Kurs auf der NAka 2020 Skills und Motivation zur Vermittlung von Nachhaltigkeit mitgeben.

05. Was bringt uns Technologie? – Wie muss sich unsere Industrielandschaft in ihrer Gesamtheit wandeln, um nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen? 

„Was bringt uns Technologie? – Wie muss ich unsere Industrielandschaft in ihrer Gesamtheit wandeln, um nachhaltiges wirtschaften zu ermöglichen?“

In diesem Kurs wollen wir uns der Frage widmen, welche technologischen Ansätze gerade verfügbar bzw. in der Entwicklung sind, die kurz-, mittel- oder langfristig eine Auswirkung auf unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit zu adressieren. Dabei beschränken wir uns nicht nur auf einen Aspekt der Sustainable Development Goals, sondern betrachten mehrere Ziele und inwieweit industrielle Prozesse dafür notwendig sind und wie sie nachhaltig werden können. Das betrifft z.B. die Frage, wie wir zukünftig Stahl, Zement und andere Grundstoffe herstellen können, die einen langfristig hohen Einfluss auf das Thema Nachhaltigkeit haben.

06. What We Owe To Each Other“ – Scanlons kontraktualistische Ethik 

In seinem Buch „What We Owe To Each Other“ beschreibt T. M. Scanlon einen Ethikentwurf, der sich bewusst auf einen Teilbereich dessen bezieht, was wir üblicherweise „moralisch“ nennen – nämlich die Art und Weise, in der zwei rationale Wesen einander verpflichtet sind. Diese Domäne erlaubt eine einheitliche Begründungsform mit Hilfe eines vertragstheoretischen Ansatzes.

Konkret ist eine Handlung moralisch falsch, falls sie „gegen Prinzipien verstößt, die nicht aus vernünftigen Gründen abgelehnt werden können, und zwar von Menschen, die versuchen Handlungsprinzipien für Verhalten zu finden, die andere mit ähnlicher Motivation nicht aus vernünftigen Gründen ablehnen können.“ Im Sinne dieser Formel, die im Kurs eingehender behandelt wird, handelt es sich um eine kontraktualistische Ethik.

Scanlon versucht dann Begründungen für Handlungsprinzipien an Hand der Beispiele „Freundschaft“ und „wissenschaftliche Erkenntnis“ zu finden. Zudem grenzt er seinen Entwurf vom Utilitarismus ab.

Im Kurs wollen wir uns einen Überblick über das rund 350-seitige Werk verschaffen und die zentralen Thesen diskutieren. Da das Buch selbst die Klimakrise bzw. das Wohlergehen zukünftiger Generationen außen vor lässt, ziehen wir hierzu weiterführende Literatur zu rate, u.a. einen Ausschnitt aus Parfits „On What Matters“. Es ist erwünscht, dass du im Vorfeld der Akademie einen Abschnitt (20-50 Seiten) in Form eines Referats vorbereitest.

Stefan und Alex haben bereits einige Philosophiekurse auf Akademien des CdE geleitet, immer mit dem Ziel einen Themenkomplex dadurch selbst besser zu verstehen. Außerhalb des CdE sind sie Post-Docs in der theoretischen Informatik. Alex hat im Rahmen seines Masterstudiums in Philosophie eine Hausarbeit über tierethische Positionen im Rahmen von Scanlons Theorie verfasst, und würde diesen Blickwinkel auch gerne mit in den Kurs einbringen.

07. Von Buche bis Bärlauch - Botanik vor unserer Haustür 

Gehst du manchmal durch den Wald und wüsstest gerne mehr darüber, was dort wächst? Hörst du ständig in den Medien von den Biodiversitätsverlusten im Regenwald, aber könntest eigentlich kaum zehn Pflanzenarten aufzählen, die vor deiner eigenen Haustür wachsen?

Da bist du auf jeden Fall nicht alleine! In unserem Kurs möchten wir uns mit der Botanik vor Ort beschäftigen. Dafür wollen wir einerseits ein paar Themen theoretisch erarbeiten, z.B. Pflanzenorgane samt ihren Ausprägungen (an originalem Pflanzenmaterial) und Begriffe der Systematik. Außerdem wollen wir uns einen groben Überblick über die Evolution der Pflanzen verschaffen und die bekanntesten Familien der Blütenpflanzen in Deutschland genauer anschauen. Zusätzlich können wir uns mit dem pflanzlichen Biodiversitätsverlust (in Deutschland oder weltweit) auseinandersetzen. Andererseits wollen wir unbedingt in den Wald gehen und lernen, wie man die Art einer Pflanze herausbekommt. Dabei können wir auch ein Herbarium für die Gegend anfertigen oder praktische Methoden der modernen Biodiversitätsforschung ausprobieren, z.B. Kartierungen vornehmen oder einen Biodiversitätsindex erstellen. Zu guter Letzt darf es natürlich nicht an für alle anwendbarem Wissen fehlen. Deshalb möchten wir aus gesammelten Wildkräutern etwas Essbares herstellen, z.B. Salat, Pesto oder etwas ganz anderes - Lassen wir uns von dem Angebot vor Ort überraschen!

Melanie ist zum Zeitpunkt der Akademie hoffentlich mit ihrem Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Geographie fertig und fängt kurz darauf ihr Referendariat an. Hanna hat ihr Studium in Agrarwissenschaften, Naturschutz und Landschaftsökologie 2019 beendet und seitdem Erfahrungen in der Biotopkartierung gesammelt. Beide gehen gerne spazieren und können dabei auch nicht alle Pflanzen direkt auf einen Blick erkennen, aber dann gäbe es ja auch nichts mehr zu lernen…

08. Wie kann ein positives, attraktives Bild für eine gesamtgesellschaftliche Nachhaltigkeitstransformation entwickelt und verbreitet werden? (Werkstatt.) 

Unsere Zukunft sieht scheiße aus, die Klimakatastrophe schreitet schlimmer voran als die pessimistischen Szenarien des IPCC, schon jetzt sind Menschen auf der Flucht vor lebensbedrohlichen Situationen aufgrund ökologischer Zerstörungen und Klimawandelfolgen.

→ Nach Modellierungen von 2017 würden bei einem „Weiter so wie bisher“ in 80 Jahren 3/4 der Weltbevölkerung in Gegenden wohnen, in denen es an 20 Tagen/Jahr zu heiß+feucht ist als dass sich der menschliche Körper noch selbst kühlen könnte; in breiten Gebieten rund um den Äquator wäre dies in über der Hälfte des Jahres so. Im Falle drastischer Treibhausgasreduktionsszenarien würde dies immerhin noch über 40% der Weltbevölkerung betreffen.

Eine grundlegende gesellschaftliche Transformation ist nötig, um sowohl das Voranschreiten der Klimakatastrophe und Kollaps der Ökosysteme anzuhalten, als auch um sich an ändernde Bedingungen anzupassen (Resilient zu werden) und zerstörte Systeme zu regenerieren.

Seit dem (2019) ich mich mit Klimaaktivismus beschäftige bin ich der Meinung, dass eine solche Transformation in unserer Gesellschaft nur möglich ist, wenn es positive, greifbare, erstrebenswerte „Bilder“ für einen „Post-Transformations“zustand gibt. Die nötigen Änderungen dürfen nicht Existenzängste hervorrufen und mit Entbehrung und Anstrengung assoziiert werden, sondern die „neue“ Gesellschaft muss ein Gefühl der „Leichtigkeit“ Vermitteln, erstrebenswert sein.

Inspiriert dazu hat mich nochmal → dieser Text „Corona: Lehren für die Nachhaltigkeits-Transformation“ vom November 2020, worin ich folgende Kernaspekte sehe:

  1. Es braucht ein „Bild“ ggf. in Form einer Vision dessen, dass ein nachhaltiges, resilientes Leben leicht sein kann (nicht mit (negativ konnotierter) „Entbehrung“ assoziiert), und dass dies auch für den individuellen Menschen erstrebenswert ist,
  2. dieses „Bild“ muss für eine große Mehrheit der Gesellschaft (insbesondere nicht nur akademisch interessierte oder experimentierfreudige) konkret greifbar bzw. attraktiv sein,
  3. es braucht die gefühlte Sicherheit der individuellen Menschen, dass durch die Transformation nicht ihre Existenz gefährdet ist.

Ich halte dies für essentiell, damit eine friedliche und gerechte Nachhaltigkeitstransformation möglich ist.

Ich möchte mit diesem „Kurs“ einen Raum schaffen um sich der Frage zu widmen wie eine solche Vision/ ein solches Bild entwickelt und wie es verbreitet werden kann (er hat nicht den Anspruch, selbst sowas auszuarbeiten, und es gibt ja auch schon verschiedenes in diese Richtung), oder festzustellen dass diese Idee nicht hilfreich ist.

Dies wird ein „Selfmade-Kurs“, sprich: Ich öffne den Raum, habe aber selber auch keine spezifische Expertise. Was wir Erarbeiten hängt am Ende davon ab, was die einzelnen von uns mitbringen & was wir vor Ort recherchieren.


Beispiel, was vielleicht hilft zu verdeutlichen was mit so einem „Bild“ gemeint sein könnte:

  • Viele Menschen würden es vermutlich als Entbehrung oder Bevormundung empfinden, nicht mehr in den Urlaub fliegen oder nicht mehr so viel konsumieren zu dürfen. Bei einem möglichen positiven Bild einer „neuen Leichtigkeit“ wäre eine Gesellschaft möglich, in der für viele der Drang nach z.B. Konsum deutlich geringer ist weil das Alltagsleben selber erfüllender ist, oder der Drang nach Flug-Urlaubsreisen geringer weil das Alltagsleben selber stressfreier ist. Das bedeutet natürlich, dass eine Transformation hin zu Nachhaltigkeit nicht an rein materiellen Fakten festgemacht werden darf, sondern von den grundlegende Fragen wie gesellschaft organisiert wird her gedacht werden muss.

  • Konkret in den lausitzer Kohlerevieren sind Menschen gegen den Kohleausstieg, weil sie durch Jobverlust angst um ihre Existenz haben. Dabei ändert sich physisch dadurch nichts was das Erfüllen ihrer Grundbedürfnisse anbelangt, und wenn persönliche Existenzsicherung nicht davon abhängt, einen konkreten Job zu haben, ist diese Existenzangst vielleicht überwindbar.

Mein Hintergrund:

Ich bin Physiker, mich motiviert lernen von Fertig- und Einsetzen meiner Fähigkeiten, ich bin gerne in Beegung in Ort, Geist, Körper und Seele. Mir ist Ende der 2000er Jahre über den CdE bewusst geworden dass das derzeitige Wirtschaften zu einer Katastrophe führen wird und habe dort auch schon Gegenentwürfe kennengelernt, und bin 2019 mit Extinction Rebellion aktiv geworden. Beschäftigt habe ich mich dort u.a. auch mit „regenerativen Kulturen“ und Werkzeugen zwischenmenschlichen Zusammenwirkens und mir wurde klar, dass Aktivismus alleine nicht ausreicht um etwas zu bewirken.